Der innere Christus, die Auferstehung und das Leben
Evangelium des vollkommenen Lebens – Kapitel 69
1. Als Jesus mit seinen Jüngern an der Westseite des
Tempels saß, siehe, da trugen Leute einen Toten auf einer Bahre, um ihn zu
begraben, und einer sprach zu Jesus: „Meister, wenn ein Mensch gestorben ist,
wird er wieder leben?“
2. Und er antwortete und sprach: „Ich bin die Auferstehung
und das Leben, ichbin das Gute, das Schöne, das Wahre und wer an mich glaubt,
der wird nimmermehr sterben, so werden alle in Christus wieder auferstehen.
Gesegnet seien, die in mir sterben und vollkommen geworden sind in meinem
Bilde; denn sie ruhen aus von ihrer Arbeit und ihre Werke folgen ihnen nach.
Sie haben das Böse überwunden und sind zu Pfeilern des Tempels Gottes gemacht
worden, und sie gehen nicht mehr heraus; denn sie werden in der Ewigkeit ruhen.
3. Die aber Böses getan haben, für die gibt es keine Ruhe;
denn sie werden ein- und ausgehen und durch viele Zeitalter Leid erdulden
müssen zu ihrer Besserung, bis sie vollkommen geworden sein werden. Doch die
Gutes getan haben und Vollkommenheit erlangt haben, die haben ewige Ruhe und
sie gehen ein in das ewige Leben. Sie ruhen in dem Ewigen.
4. Über sie haben Tod und Geburt in ihrer Wiederholung
keine Macht mehr, für sie dreht sich das Rad des Ewigen nicht mehr, denn sie
haben den Mittelpunkt erreicht, wo ewige Ruhe herrscht und der Mittelpunkt
aller Dinge ist Gott.“
5. Und einer seiner Jünger fragte ihn: „Wie soll man in
das Reich Gottes eingehen?“ Und er
antwortete und sprach: „Wenn ihr nicht das untere wie das Obere macht und das
Linke wie das Rechte, das was hinten wie das was vorne ist, wenn ihr nicht in
den Mittelpunk eingehet und in den Geist, werdet ihr nicht in das Reich Gottes
eingehen.“
6. Und er sprach: „Glaubet nicht, daß irgendein Mensch
ohne Irrtum sei, denn sogar unter den Propheten und den Eingeweihten der Christheit
wird das Wort des Irrtums gefunden. Doch es gibt viele Irrtümer, welche die
Liebe zudeckt.“
7. Und da es Abend geworden war, ging er hinaus nach
Bethanien mit den zwölfen; denn dort wohnten Lazarus und Maria und Martha,
die er liebte.
8. Und Salome kam zu ihm und fragte ihn: „Wie lange soll
der Tod Macht haben?“ Und er antwortete
und sprach: „Solange ihr Männern Lasten auferlegen und als ihr Weiber gebären
werdet. Aus diesem Grund bin ich gekommen, um die Werke der Unbedachten zu
beenden.“
9. Und Salome sprach zu ihm: „Dann habe ich wohlgetan,
nicht geboren zu haben.“ Und der Herr antwortete und sprach: „Iß von jeder
Weide, welche gut ist; aber von jener, die Bitternis des Todes hat, iß nicht.“
10. Und als Salome fragte, wann diese Dinge, um welche sie
ihn fragte, erkannt sein werden, sprach der Herr: „Wenn ihr das Kleid der
Schamhaftigkeit werdet abgetragen haben und euch über die Begierde erhebet;
wenn die beiden eins sein werden und das Männliche und das Weibliche mit dem
Männlichen und dem Weiblichen weder männlich noch weiblich sein werden.“
11. Und er sprach abermals zu einem anderen Jünger, der
ihn fragte: „Wann werden alle dem Gesetz gehorsam sein?“ „Wenn der Geist Gottes
die ganze Erde und das Herz jeden Mannes und jeden Weibes erfüllen wird.
12. Ich streute das Gesetz in die Erde, und es faßte
Wurzel und trug zu rechter Zeit zwölf Früchte als Nahrung für alle. Ich warf
das Gesetz in das Wasser und es war gereinigt von allem Übel. Ich warf das
Gesetz in das Feuer und das Gold ist gereinigt worden von allen Schlacken. Ich
warf das Gesetz in die Luft und es bekam Leben durch den Geist des einen
Lebenden, der alle Dinge erfüllet und im Herzen eines jeden wohnet.“
13. Und noch viele andere, ähnliche Gleichnisse sagte er
denen, welche Ohren hatten, um zu hören und zu verstehen. Doch für die Menge
war es unverständlich.